Von Alena Vikhareva (Marketing Consultant), Laura Schawert (Senior Marketing Consultant), Ronja Mohr (Marketing Consultant), Niklas Kolell (Marketing Consultant), Jessica Wernhart (Marketing Consultant), Daniela Pastere (Head of Social Media Advertising)
Was erwartet uns im Bereich Social Media im Jahr 2025? Einige der Themen, die wir bereits in unserem Rückblick angesprochen haben – wie Social Search, Social Commerce und der Einsatz von KI – werden auch in diesem Jahr eine zentrale Rolle spielen. In diesem Artikel beleuchten wir nicht nur diese bekannten Trends, sondern werfen auch einen Blick auf neue Entwicklungen, die das Potenzial haben, die Social-Media-Landschaft zu verändern. Neben essenziellen Themen wie der Nutzung von AI und First-Party-Daten beschäftigen wir uns auch mit weniger offensichtlichen Trends, wie der möglichen Renaissance des 16:9-Formats und den Chancen, die WhatsApp Channels bieten könnten.
Agilität im Paid Social Media: Der Schlüssel zum Erfolg
Die digitale Welt verändert sich rasant. Was heute funktioniert, kann morgen bereits überholt sein. Das gilt insbesondere für den Bereich Paid Social Media. Um in diesem dynamischen Umfeld erfolgreich zu sein, ist Agilität nicht nur ein Vorteil, sondern eine unverzichtbare Grundvoraussetzung.
Die Bedeutung von Agilität zeigt sich besonders bei der Ansprache der Generation Z. Diese Zielgruppe ist digital affin, hat eine kurze Aufmerksamkeitsspanne und ist wenig empfänglich für traditionelle Werbebotschaften. Marken, die die Generation Z erreichen wollen, müssen authentisch, relevant und vor allem schnell reagieren.
Im Bereich Paid Social Media ist es entscheidend, flexibel auf Trends und Zielgruppenbedürfnisse einzugehen. Was gestern auf TikTok viral war, kann heute schon vergessen sein. Die Fähigkeit, solche Trends in Echtzeit zu erkennen und Kampagnen entsprechend anzupassen, ist daher essenziell. Authentische Inhalte spielen dabei eine zentrale Rolle: Die Generation Z bevorzugt spontane und echte Beiträge gegenüber perfekt inszenierten Hochglanzproduktionen. Gleichzeitig wird Personalisierung immer wichtiger. Agiles Marketing ermöglicht es, Daten in Echtzeit zu analysieren und Inhalte individuell auf die Bedürfnisse der Zielgruppe zuzuschneiden.
Die praktische Umsetzung von Agilität erfordert eine flexible Herangehensweise in mehreren Bereichen. Budgets sollten flexibel eingesetzt werden und dorthin fließen, wo sie die größte Wirkung erzielen können. Echtzeit-Daten zur Anzeigen-Performance bieten die Grundlage, um Kampagnen kontinuierlich zu optimieren. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Marketing-Teams, Agenturen und Technologieanbietern ist ebenfalls entscheidend. Nur so können schnelle und fundierte Entscheidungen getroffen werden, die den Erfolg sichern.
In der schnelllebigen digitalen Welt ist Agilität der Schlüssel zu nachhaltigem Erfolg im Paid Social Media Marketing. Marken, die flexibel agieren, datengetrieben arbeiten und offen für Neues sind, werden nicht nur die Aufmerksamkeit der Generation Z gewinnen, sondern sich auch langfristig im Wettbewerb behaupten können.
Wie künstliche Intelligenz das Social Media Marketing weiterhin prägt
Künstliche Intelligenz bleibt auch 2025 ein entscheidender Treiber im digitalen Marketing. Bereits 2024 war KI das dominierende Thema in der digitalen Welt, und ihr Einfluss wird im kommenden Jahr weiter wachsen. Unternehmen wie Sprinklr, Salesforce und HubSpot setzen zunehmend auf KI, um ihre Tools zu optimieren und den steigenden Bedarf an automatisierten Lösungen zu decken. Auch Social-Media-Plattformen wie Meta, Pinterest und TikTok erweitern ihre Funktionen mit KI-gestützten Technologien, um Marken und Nutzer:innen innovative Möglichkeiten zu bieten.
Der Einsatz von KI im Marketing revolutioniert die Art und Weise, wie Inhalte erstellt und Kampagnen analysiert werden. Durch Marketing-Automatisierung können effizientere Arbeitsabläufe geschaffen, Kosten gesenkt und zielgerichtete Werbung ermöglicht werden. Ob E-Mail-Marketing, Kampagnenautomatisierung oder die Erstellung von Marketingmaterialien – nahezu alle modernen Tools nutzen KI, um Prozesse zu optimieren. Besonders bemerkenswert ist der Trend zur personalisierten Nutzer:innenerfahrung: Mithilfe von KI werden riesige Datenmengen analysiert und daraus maßgeschneiderte Inhalte generiert.
Plattformen wie Meta, Pinterest, TikTok und LinkedIn bieten mittlerweile zahlreiche KI-gestützte Werbetools an, wie die Meta Advantage+ Suite oder Pinterest Performance+. Diese Tools vereinfachen den Werbeprozess erheblich, indem sie beispielsweise automatisch die besten Zielgruppen identifizieren und Anzeigeninhalte optimieren. Es ist zu erwarten, dass Plattformen auch dieses Jahr auf KI setzen, indem sie neue Features rausbringen und bestehende Optionen verbessern. Insbesondere die Erstellung von Creatives mittels KI hat noch viel Verbesserungspotential.
Im Jahr 2025 wird generative KI, wie sie von Tools wie ChatGPT bereitgestellt wird, eine noch größere Rolle spielen. Marketer können solche Tools nutzen, um kreative Ideen für Social-Media-Inhalte zu entwickeln, Anzeigentexte zu schreiben oder Zielgruppen besser zu verstehen. Zudem unterstützt es bei der Analyse von Kampagnenleistung, indem es Muster erkennt und Optimierungsvorschläge liefert. Allerdings erfordert die Arbeit mit generativer KI auch eine sorgfältige Prüfung der Ergebnisse. Marken müssen sicherstellen, dass Inhalte qualitativ hochwertig sind und die Markenbotschaft konsistent bleibt.
Der Trend zeigt eindeutig, dass KI kein vorübergehender Hype ist, sondern das Marketing langfristig prägen wird. Unternehmen, die die Potenziale von KI strategisch nutzen, können Wettbewerbsvorteile erzielen, die Kundenbindung stärken und effizienter arbeiten. Für 2025 sind weitere Innovationen zu erwarten, die Marken dabei helfen, sich in der zunehmend komplexeren digitalen Landschaft erfolgreich zu positionieren.
Paid Social im Wandel: Die Ära der First-Party-Daten
Der Wegfall von Third-Party-Cookies markiert eine bedeutende Veränderung im Online-Marketing. Browser wie Safari und Firefox blockieren sie bereits seit Jahren, und 2025 wird auch Google Chrome sie vollständig abschaffen, nachdem dieser Umschwung bereits 2024 geplant und verschoben wurde. Dadurch wird das Tracking über Webseiten hinweg erschwert, Retargeting-Möglichkeiten werden eingeschränkt, und Attributionsmodelle verlieren an Präzision, wodurch Marketingmaßnahmen komplexer werden.
Im Paid Social Media Marketing fallen die Auswirkungen auf den ersten Blick weniger drastisch aus, da Plattformen wie Meta (Facebook, Instagram), LinkedIn, Pinterest und TikTok vor allem auf First-Party-Daten setzen, also direkt durch Nutzer:inneninteraktionen gewonnene Informationen. Dennoch gibt es Herausforderungen: Die Wiederansprache von Nutzer:innen, die außerhalb der Plattform interagiert haben, wird komplexer, und kanalübergreifende Erfolgsmessung wird eingeschränkt.
First-Party-Daten rücken dadurch noch stärker in den Fokus. Sie erlauben präzises Targeting, da Kampagnen gezielt auf Nutzer:inneninteressen abgestimmt werden können, und sind datenschutzkonform, da sie mit Zustimmung der Nutzer:innen erhoben werden. Neben First-Party-Daten gewinnen auch Zero-Party-Daten zunehmend an Bedeutung. Diese von Nutzer:innen freiwillig bereitgestellten Informationen, etwa durch Umfragen oder Präferenzangaben, liefern nicht nur tiefere Einblicke in Kundenbedürfnisse, sondern ermöglichen auch eine individuellere Ansprache.
Social-Media-Plattformen reagieren auf den Wegfall der Third Party Cookies mit innovativen Lösungen. Data Clean Rooms, wie auch schon von Google eingesetzt, schaffen einen sicheren Rahmen für den anonymisierten Datenaustausch zwischen Werbetreibenden und Plattformen. Kontextbezogene Werbung, die auf konsumierte Inhalte statt auf das Verhalten von Nutzer:innen setzt, wird zu einem immer wichtigeren Werkzeug. Tools wie Metas Conversion API verbinden CRM-Daten mit Plattforminformationen und ermöglichen so eine präzisere Erfolgsmessung. Auch andere Plattformen entwickeln ähnliche Schnittstellen, um Werbetreibenden ein besseres Verständnis der Kundenreise zu bieten.
Zusätzlich spielen Customer Data Platforms (CDPs) eine Schlüsselrolle. Sie bündeln Daten aus verschiedenen Quellen und ermöglichen personalisierte Kampagnen. Marken, die auf solche Technologien setzen, können ihre Werbestrategien gezielt anpassen und die Kundenbindung stärken.
Der Wegfall von Third-Party-Cookies erfordert neue Ansätze. Marken sollten First- und Zero-Party-Daten priorisieren, beispielsweise über Quiz- oder Lead-Ads, CDPs nutzen und auf datenschutzkonforme Technologien wie Data Clean Rooms und cookieless Tracking-Methoden setzen. Auch kontextbezogene Werbung wird an Bedeutung gewinnen. Transparente und datenschutzfreundliche Strategien bieten nicht nur Anpassung an die neuen Gegebenheiten, sondern stärken langfristig die Kundenbindung und den Erfolg im digitalen Marketing.
Liegen 16:9 Videoformate wieder im Trend? Können Sie bestimmte Geschichten anders erzählen als Short-Form Videos?
Es ist faszinierend, wie schnell wir uns an hochformatige, bildschirmfüllende Videos gewöhnt haben. Querformatige Inhalte, einst Standard, verschwanden fast vollständig aus unserem Feed. Marken, die dennoch auf das 16:9-Format setzten, wirkten schnell unprofessionell und wenig plattformaffin. Doch dass selbst TikTok mittlerweile die Möglichkeit bietet, Videos im Querformat anzusehen, indem man das Smartphone dreht, überrascht und könnte auf einen neuen Trend hindeuten.
16:9 Videos wirken szenisch. Ein Beispiel, das das Potenzial von 16:9 eindrucksvoll zeigt, bietet der Instagram-Account @willwarr. Will Warr, bekannt als der Kameramann hinter Prinzessin Kates emotionalem Video, in dem sie das Ende ihrer Chemotherapie verkündete, setzt auf das klassische Querformat. Seine Videos, die Royals auf ästhetische und romantische Weise ins Bild rücken, zeigen, wie szenisch und ergreifend dieses Format wirken kann.
Während 16:9 für emotionale Geschichten ideal ist, bleibt es nach wie vor das Standardformat für Plattformen wie YouTube. Inhalte in diesem Format lassen sich leichter auf mehreren Kanälen teilen, was zur Steigerung der Reichweite beiträgt.
16:9 Videos vermitteln längere Inhalte. Mit der Zunahme von Live-Streaming und längeren Videoformaten könnte das 16:9 Format für Marken attraktiver werden, die tiefere Geschichten erzählen oder komplexere Inhalte präsentieren möchten. Besonders bei Live-Streams auf Plattformen wie YouTube oder Facebook Live ist das 16:9-Format nach wie vor Standard. Es sorgt nicht nur für ein professionelles Erscheinungsbild, sondern stellt sicher, dass Inhalte plattformgerecht dargestellt werden.
Ästhetik und Professionalität im Fokus. Viele Marken und Creator:innen setzen mittlerweile auf ein professionelleres Erscheinungsbild, das oft mit dem 16:9-Format assoziiert wird. Dies könnte unweigerlich nun dazu führen, dass mehr Inhalte in diesem Format produziert werden, um die Markenidentität zu stärken.
16:9 quo vadis? Querformatige Videos vermitteln ein Gefühl von höherer Qualität und durchdachter Produktion. Dennoch bleibt die Herausforderung, dass die Aufmerksamkeitsspanne vieler Nutzer:innen – geprägt durch TikTok – kürzer ist denn je. Nicht jedes Thema eignet sich für längere Inhalte im 16:9-Format.
Damit das Querformat seinen Platz in Social Media zurückerobert, braucht es starke Geschichten und einen höheren Aufwand bei der Kreation. Zeit und Budget spielen dabei eine entscheidende Rolle. Dennoch bietet 16:9 eine unvergleichliche Ästhetik und ist ideal für Geschichten, die mehr Tiefe und Kontext erfordern.
Trotz der möglichen Rückkehr von 16:9 bleibt das kurze, vertikale Videoformat (9:16) sehr beliebt, insbesondere auf TikTok und Instagram Reels. Fakt ist aber auch, dass Nutzer:innen zunehmend nach authentischen Inhalten suchen. Dies könnte bedeuten, dass Marken in ihren Content-Strategien sowohl vertikale als auch horizontale Formate nutzen, um verschiedene Zielgruppen anzusprechen.
Von der Community zu den Kund:innen: Wie WhatsApp Channels das Marketing 2025 revolutionieren
Im Jahr 2025 stehen Unternehmen vor der Herausforderung, Zielgruppen persönlicher und direkter anzusprechen. WhatsApp Channels bieten Marken eine einzigartige Möglichkeit, Communities zu stärken und unabhängig von Algorithmen direkt mit Kund:innen zu interagieren. Dieses Tool kombiniert persönliche Kommunikation mit innovativen Marketingansätzen und hat das Potenzial, das Social-Media-Marketing nachhaltig zu verändern.
Die Bedeutung von WhatsApp Channels. WhatsApp Channels verbinden die Vorteile geschlossener Communities mit der Reichweite einer globalen Kommunikationsplattform. Sie ermöglichen algorithmusfreie, direkte Interaktionen und bieten datenschutzfreundliche, multimediale sowie personalisierte Inhalte. Mark Zuckerberg bezeichnete sie als das “nächste Kapitel im Business Messaging”. Im Jahr 2025 setzen sie neue Standards für das Marketing.
Vorteile und Chancen. WhatsApp Channels schaffen durch exklusive Inhalte Vertrauen und das Gefühl, Teil eines „Inner Circle“ zu sein. Interaktive Formate wie Q&As oder Gewinnspiele steigern das Engagement und die Reichweite, während Influencer:innen authentische, emotionale Verbindungen fördern. Die algorithmusfreie Kommunikation sorgt für höhere Aufmerksamkeit und verbesserte Conversion-Raten, wodurch Channels zu einem effektiven Marketinginstrument werden.
Herausforderungen. Dennoch gibt es Herausforderungen: Marken müssen mit höheren Kosten im Vergleich zu E-Mail-Marketing, relevante Inhalte erstellen und klare KPIs definieren. Sorgfältige Planung ist essenziell, um den ROI zu maximieren und die Community langfristig zu binden.
Co-Creation: Authentizität trifft Strategie. 2025 liegt der Fokus im Influencer-Marketing auf nachhaltigen Partnerschaften. WhatsApp Channels fördern authentische Co-Creation, indem Influencer:innen als Teil der Community glaubwürdige Inhalte schaffen. Exklusiv entwickelte Inhalte stärken die Bindung und steigern die Markenrelevanz.
Innovation, Authentizität und Community im Fokus. WhatsApp Channels prägen das Marketing 2025. Unternehmen, die diese Plattform strategisch nutzen, können langfristige Kundenbindungen aufbauen und sich durch innovative Community-Kommunikation und Co-Creation-Ansätze von der Konkurrenz abheben.
Wir sind gespannt, welche neuen Features die Social-Media-Plattformen in naher Zukunft einführen werden und welche Veränderungen uns erwarten. Werden wir bald Werbung auf Threads oder sogar auf Bluesky sehen? Kehren Werbetreibende zu X zurück? Wie sieht die Zukunft von TikTok in den USA aus? Und wie wird sich das Verhalten der Nutzer:innen auf den Plattformen weiterentwickeln? Eines ist sicher: Es bleibt spannend.
Head of Social Media Advertising